Osteoporose

Knochenkrankheit – Reduktion der Knochenmasse: Osteoporose ist das Ergebnis eines unausgeglichenen Verhältnisses zwischen dem Knochenanbau und -abbau. Ihre Ursachen sind multifaktoriell, sie reichen z.B. von Ernährungsmängeln über fehlende Bewegung und Veranlagung bis zu Störungen des Hormonhaushaltes. Osteoporose ist charakterisiert durch eine niedrige bzw. sinkende Knochenmasse und eine Verschlechterung der Struktur des Knochengewebes (Knochenmineralstoffe und -matrix). Dabei ist die Verminderung der Knochensubstanz nicht immer sofort ersichtlich. Unerkannt und unbehandelt können im fortgeschrittenen Stadium nicht nur Frakturen, sondern auch Veränderungen und Fehlstellungen der Wirbelsäule entstehen, die mitunter zu neurologischen Störungen führen können. Die rechtzeitige Vorbeugung bzw. die frühst mögliche Behandlung hat für die Prognose eine entscheidende Bedeutung.

Osteoporose: Risiko und Verbreitung 

Im höheren Lebensalter steigt das Risiko des Knochenverlustes deutlich an. Heute geht man in Deutschland von etwa 6 bis 7,5 Millionen Patienten mit dieser Knochenkrankheit aus. Dabei entstehen Folgekosten von rund einer Milliarde Mark pro Jahr. Jährlich rechnet man mit ca. 65.000 Schenkelhalsfrakturen. Bei Frauen über 50 Jahren beträgt die Wahrscheinlichkeit, irgendwann eine Schenkelhalsfraktur zu erleiden, rund 15 %. Von den über 60-jährigen Frauen haben schon 18 % mindestens eine Wirbelfraktur erlitten: Tendenz steigend! Jede vierte Frau über 65 Jahren muss mit osteoporotisch bedingten Wirbelfrakturen rechnen. Auch Männer sind in höherem Alter zunehmend betroffen.


Prävention der Osteoporose steht auf vier Säulen
 

  •   Risikobeseitigung
  •   Ausreichende Versorgung mit Kalzium
  •   Muskel- bzw. Körpertraining
  •   Einsatz von Medikamenten:
    Beginn bei niedriger Skelettausgangsmasse oder einem Knochendichteverlust von über 3,5 % pro Jahr

Schon bei Kindern kann einem vorzeitigen Verlust der Knochenmasse vorgebeugt werden. Das geschieht mit einer Kalziumversorgung, die dem Alter angepasst ist und die ein Leben lang beibehalten werden soll. Sinnvoll ist auch ein regelmässiges Muskel- und Körpertraining, das zur Bildung, Stärkung und Erhaltung von Muskel- und Knochengewebe beiträgt. Die medikamentöse Behandlung hat das Ziel, den Abbau von Knochenmasse aufzuhalten. Schon eine Zunahme der maximalen Knochenmasse um 4 bis 5 % senkt das Frakturrisiko um 40 bis 50 %. Als Medikamente haben sich in den letzten Jahren hauptsächlich Fluoride und Östrogene durchgesetzt. Beide sind in ihrer Wirkung nicht unumstritten und können unerwünschte Nebenwirkungen haben. Das Für und Wider soll hier nicht erörtert werden, zumindest müssen diese Medikamente sorgfältig in Dosierung, Therapiedauer und Nebenwirkungen beobachtet werden. Bisher gibt es kein einheitliches Behandlungsschema für Osteoporose. In vielen Ländern wird unterschiedlich behandelt, einige verzichten z.B. völlig auf die Gabe von Fluoriden. Generell fehlt es aus Sicht von Fachleuten an alternativen Therapien.

Zwei Ansätze werden bei der Knochenkrankheit Osteoporose häufig übersehen: Die Unterstützung des Knochenstoffwechsels mit komplexen Nährstoffen und die Beeinflussung des Hormonhaushaltes mit Milzpeptiden.

Kalziumversorgung: Oft nicht ausreichend
Kalzium übernimmt wichtige Funktionen im Knochenbau und trägt zur Knochenerhaltung und auch zur Heilung bei. Die ausreichende Zufuhr von frühester Jugend an ist sehr wichtig, wird jedoch von vielen Altersgruppen nicht erreicht. Nach den neuen Empfehlungen einer Konsensus-Konferenz in den USA sollen Erwachsene über 25 Jahren pro Tag 1.000 mg Kalzium aufnehmen. Da bei der Verwertung im Körper Verluste entstehen können, geht man besser von 1200 mg pro Tag aus. Es ist nicht notwendig, jeden Tag das Soll zu erfüllen, insgesamt soll die Wochenbilanz stimmen. Die tatsächliche Kalziumzufuhr ist meist viel geringer. Frauen in allen Altersgruppen unterschreiten den täglichen Bedarf. Bei jeder zweiten Frau liegt die Kalziumzufuhr kritisch unterhalb der Norm. 15- bis 35-jährige nehmen nur ca. 70 % des täglich empfohlenen Kalziums auf. 10% der Frauen bringen es nur auf 400 mg/Tag. Auch Kinder und Heranwachsende erreichen meist nicht den gewünschten Bedarf. Ältere Männer und Frauen nehmen oft weniger Kalzium auf als jüngere und liegen deutlich unter den Empfehlungen. Frauen über 60 nehmen nur etwa 400 mg Kalzium pro Tag auf. Eine ausreichende Aufnahme erreichen in der Regel nur die 35- bis 65jährigen Männer.

Versorgung mit Kalzium
Milch und Milchprodukte, Gemüse und angereicherte Getränke Ursache für die mangelnde Versorgung ist meist eine unzweckmäßige Auswahl von Lebensmitteln. Kalzium wird hauptsächlich aus der Milch und Milchprodukten
aufgenommen. Das Trinken von Milch ist z.B. für viele Kinder und Jugendliche nur wenig attraktiv, die Älteren lehnen Milch oft wegen ihres relativ hohen Cholesterin-und Fettgehaltes ab. Butter enthält nur wenig Kalzium. Bei Käse muss auf die mit Lab gefällten Sorten geachtet werden, nur sie enthalten Kalzium. Allerdings sind die meisten der im Handel angebotenen Käse mit Lab gefällte Sorten. Wer Milch oder Milchprodukte nicht mag, kann auf andere kalziumreiche Lebensmittel ausweichen. Dazu gehören z.B. Ölsardinen, Brokkoli oder auch Gartenkresse. Auch das Trinken von mit Kalzium angereicherten Fruchtsäften oder Mineral- und Heil-wässern sowie kalziumreiches Trinkwasser ist dann zu empfehlen.

Richtlinie für die Versorgung:

Fünf-Punkte-Regel
Je 1 Punkt liefern:

  •    1 Glas Milch
  •   1 Käsebrot
  •    1 Becher Joghurt
  •   1 Portion Quark

Pro Woche müssen wenigstens 5 Punkte erreicht werden! Bei anderen Lebensmitteln gibt es eine solch einfache Regel nicht. Bei ihnen sollte man auf die enthaltenen Kalziummengen achten und evtl. zusätzlich Kalzium ergänzen.

Ausweg aus Unterversorgung: Kalziumpräparate
Erfahrungen zeigen, dass die ausreichende Kalziumversorgung bei vielen Menschen mit der täglichen Ernährung nur schwer zu erreichen ist. Daher ist die Ergänzung von Kalziumpräparaten in Verbindung mit anderen, das Knochengewebe stabilisierenden Stoffen für bestimmte Gruppen bzw. Zeiten (z.B. während einer Schwangerschaft) sinnvoll. Die Hinweise auf einen Zusammenhang zwischen der Knochenmasse und der täglichen Kalziumaufnahme sind deutlich. Dabei ist aber nicht nur die Menge, sondern auch die Art der Kalziumaufnahme für die Verwertung im Körper mit entscheidend. Kalziumcitrat hat eine höhere Bioverfügbarkeit, ist gut verträglich und stärker löslich in Wasser als die Salze anderer Säuren.

Kalzium-Stoffwechsel und Homöostase: Interaktion mit anderen Stoffen
Damit Kalzium im Körper seine Funktionen gut erfüllen kann, sind noch eine Reihe anderer Stoffe notwendig. Der Kalziumstoffwechsel und die Homöostase unterliegen einem komplizierten Regelsystem. Daran beteiligt sind besonders das Parathormon, Calcitonin und Vitamin D. Kalzium wird durch die Darmwand aufgenommen, die Verfügbarkeit hängt von nutritiven Faktoren ab. Die Resorption wird z.B. durch einen Vitamin-D-Mangel und proteinarme Ernährung gehemmt. Sie verbessert sich aber auch durch Vitamin D und eine optimale Proteinversorgung, speziell mit Lysin sowie Laktose und Citronensäure. In Bezug auf Osteoporose achtet man oft nur auf diese Zusammenhänge, allenfalls noch auf die ausreichende Versorgung mit den Vitaminen C und B6.

Typisch für den Knochenstoffwechsel wie für alle Körperfunktionen ist ein aktives Zusammenspiel vieler Nährstoffe. Dazu gehören z.B. Bor, Zink, Kupfer, Mangan, Fol- und Pantothensäure. Dies wird bei der Vorbeugung und Behandlung von Osteoporose viel zu wenig beachtet.

Zur Vorbeugung und Therapie von Osteoporose: Kombinierte Vitamine und Mineralstoffe
Sinnvolle Kombinationen wichtiger Nährstoffe für den Knochenbau ermöglichen die bessere Ausnutzung des Kalziumangebotes bei gleichzeitiger Senkung erforderlicher Vitamin-D-Mengen. Knochenmatrix und Mineralisation verbessern sich, wichtige Parameter des Knochenstoffwechsels werden günstig beeinflusst. Dies gilt auch für Prozesse bei der Knochen- und Wundheilung nach Operationen, Knochenbrüchen und anderen Verletzungen. Hier wirken sich weitere Eigenschaften von Vitaminen positiv aus, z.B. Wirkungen auf die zelluläre Immunkompetenz. Natürlich kann man Osteoporose nicht allein mit Nährstoffergänzungen behandeln, aber sie schaffen eine gute Grundlage für die Therapie. So kann man andere Massnahmen evtl. geringer dosieren.

Dokumentation der Mineralstoffversorgung
Zur Bestimmung der Mineralstoffversorgung haben sich (labortechnisch gute) Haar-Mineralanalysen bewährt. Damit können die wichtigsten Mineral- und Spurenstoffe sowie Schwermetalle im Gewebe bestimmt werden. Störungen im Mineralstoffhaushalt können erkannt werden, bevor es zu klinischen Erscheinungsbildern kommt. Die Blutwerte von Kalzium, Magnesium und Zink können z.B. wegen homöostatischer Mechanismen, tageszeitlicher Schwankungen, nutritiver Einflüsse und Stress nur bedingt aussagekräftig sein. Man findet z.B. auch bei schweren Osteoporotikern noch normale Blut-Kalziumwerte, wenn Gewebeuntersuchungen das Ungleichgewicht längst anzeigen. Weiter sind Belastungen mit Schwermetallen (Blei, Cadmium, Quecksilber etc.) mit Hilfe von Blutanalysen oft nur spät erkennbar. Diese Schadstoffe werden nach wenigen Tagen vom Blut in Fettgeweben, Knochen und Haaren abgelagert und sind nur dort nachzuweisen.

Knochenmasseverlust: Normal oder pathologisch?
Nach dem 35. Lebensjahr verliert der Mensch an Knochensubstanz. Der normale Abbau beträgt ca. 2 bis 3 % pro Jahr, in extremen Fällen bis zu 10 %. Generell ist die Knochenmasse von Frauen geringer, der Verlust setzt früher und stärker ein. Frauen haben daher ein viel höheres Osteoporose-Risiko. Bei ihnen steigt der Knochenabbau mit Beginn der Prämenopause und synchron zur Einschränkung der Ovarialfunktionen an. In den ersten fünf Postmenopausejahren verlieren Frauen ca. 15 % ihrer Knochenmasse. Nach ca. vier bis sechs Jahren sinkt die Verlustrate, um danach in etwa konstant zu bleiben.

Knochenmasse: Abhängig von Sexualhormonen
Die Struktur der Knochenmasse wird neben Ernährung und Alter durch Hormone beeinflusst. Bis zur Pubertät ist der Knochen ein “asexuelles” Organ, danach wird er von Sexualhormonen beeinflusst. Sind sie unzureichend vorhanden, wird die Knochenmasse minderwertig. Erkennt man bei jüngeren Menschen frühzeitig den Mangel an Sexualhormonen, kann durch Ergänzung die Bildung der Knochenmasse verbessert werden. Allgemein liegt dafür der kritische Zeitpunkt vor dem 20. Lebensjahr. Wird der Mangel später erkannt und erst dann ergänzt, wird der Anschluss an Normalwerte meist nicht mehr erreicht. Bei Frauen sind Östrogen- und Progesteronwerte entscheidend. Sind Östrogene z.B. nach Entfernung der Eierstöcke oder nach dem Klimakterium nicht ausreichend vorhanden, wird verstärkt Knochenmasse abgebaut. Bei Männern trägt Testosteronmangel zum Abbau bei. In höherem Alter sinken die Androgen-Spiegel, dann erkranken auch Männer öfter an Osteoporose.

Kritischer Zeitpunkt für Verlust von Knochenmasse bei Frauen: Das Klimakterium
Im Klimakterium sinken die Serum-Östradiol-Spiegel und führen zum Anstieg der Gonadotropine LH und FSH. Diese setzen sich vermehrt an Rezeptoren der ovariellen Zielzelle und verringern die Östradiolsynthese. Zur Behandlung der Osteoporose wird u.a. die Östrogentherapie empfohlen, um die Einflüsse auf den Knochenanbau zu stabilisieren. Das ist nur dann sinnvoll, wenn tatsächlich ein Osteoporose-Risiko vorliegt (z.B. durch Entfernung der Eierstöcke oder frühen Eintritt der Wechseljahre). Die Ergänzung muss durchgeführt werden, bis die natürliche Verlangsamung des Knochenverlustes, etwa ab dem 65. Lebensjahr, eintritt. Das halten viele Frauen nicht durch. Kontraindiziert ist die Östrogentherapie vor allem bei Frauen, die an Brust-, Unterleibskrebs bzw. an Krebs der Eierstöcke erkrankt sind. Einige Prädispositionen sprechen ebenfalls gegen die Anwendung von Östrogenen, z.B. bestehende Leber-, Galle- und Herzkrankheiten. Eine Alternative bieten möglicherweise lsoflavone, die Phytoöströgene aus Soja.

Ergänzung oder Alternative zur Hormontherapie: Milzpeptide (Splenine)
Milzpeptide stimulieren u.a. das Ovar und können die Entstehung von Osteo-porose in der Prä- und Postmenopause verzögern bzw. vermindern. Sie regen die Östrogenproduktion im Follikel an, aber nur solange, wie follikuläre Strukturen im Ovar vorhanden sind. Splenine haben Ähnlichkeiten mit Gonadotropinen und können sie aus der Rezeptorbindung drängen. Durch den als “frei” erkannten Rezeptor werden Zellenzyme reaktiviert, die Östrogenproduktion steigt, der Gonadotropinspiegel sinkt. Milzpeptide können typische klimakterische Beschwerden deutlich mildern. Der Anstieg der Östradiolproduktion senkt z.B. Hitzewallungen, Stenokardien und depressive Verstimmungen. Bis die endokrine Menopause (ca. drei bis vier Jahre nach der letzten Regelblutung) eintritt, sind im Eierstock in der Regel stimulierbare Follikelstrukturen vorhanden, die mit Milzpeptiden angeregt werden können. Der Östradiolanstieg beugt auch der Osteoporose vor. Lässt sich der Östradiol-Spiegel drei bis fünf Jahre über die klinische Menopause hinaus aufrecht erhalten, kann man Patientinnen in diesem Zeitraum vor massiven Knochenmassenverlusten schützen und die Knochengesundheit um Jahre verlängern. Ebenso wie Östrogene müssen Milzpeptide langfristig angewendet werden. Durch die regelmässige Gabe kann evtl. die Therapie mit Östrogenen vermieden, hinausgezögert oder zumindest in der Dosierung gesenkt werden.

Für weiterführende Fragen bezüglich einer Therapie stehen wir Ihnen natürlich gerne und ausführlich zur Verfügung.

Copyright: Arbeitskreis Immuntherapie e.V., Dr. med. Günter Neumeyer